Stoned Golem

*-* ... und wir wissen, dass es keine Wunder gibt ... *-*

Mit Freifunk Zur Demo

Kurzer Überblick über die Demo

Am Samstag, 27.07.2013, fanden in vielen Städten Deutschlands Demonstrationen gegen Überwachung statt. Unter dem Motto “Stop Watching Us” ging ein breites gesellschafltiches Bündnis gemeinsam gegen die Gefahren einer totalen, elektronischen Überwachung auf die Straße. Laut Angaben der Tagesschau nahmen in Hamburg 2000, in Frankfurt 1000 und in Berlin 500 Menschen an den lautstarken Protestkundgebungen teil. In vielen weiteren Städten könnten zwischen 200 bis 500 Menschen mobilisiert werden1.

In Hamburg war das Bündnis, welches zur Demo mobilisierte, ausgesprochen breit aufgestellt, denn nebem dem Chaos Computer Club, dem Fachschaftsrat Informatik und den Piraten — die man allesamt getrost als “die üblichen Verdächtigen” in diesen Zusammenhängen bezeichnen kann — haben auch die Grünen und die FPD Hamburg den Aufruf unterzeichnet. Wie im politischen Zirkus üblich nehmen sich die Unterstützer auch das Recht raus auf der Veranstaltung einen Redebeitrag zu halten.

Es mag wenig überraschen, dass der FDP-Politiker Burkhardt Müller-Sönksen nicht gerade mit Freudenrufen empfangen wurde. Im Gegenteil: Kaum war sein Name und seine Parteizugehörigkeit genannt, schon erschollen lautstarke Buh-Rufe und Pfiffe, die auch seine ganze Ansprache begleiten sollten. Mehrfach kam die Forderung “Hau ab” auf. Ich stand ziemlich weit hinten und hatte keinen freien Blick auf den Lautsprecherwagen, aber mehrfach sollen wohl einzelne Personen versucht haben ihm das Mirko zu entreißen. Am Ende seiner Rede soll er auch vom Wagen gerissen worden sein, wobei er sich leicht verletzt hat2.

Gegen die lautstarke Unmutsbekundung ist meiner Meinung nach nichts einzuweden, der tätliche Übergriff dagegen war unnötig. In einem demokratischen Prozess hat man zwar das Recht, die Meinung des anderen nicht zur Kenntnis zu nehmen, aber nicht, ihn für Meinung oder politische Überzeugung körperlich anzugreifen. Schade, dass hier diese Grenze überschritten wurde.

Im Anschluss an die Redebeiträge setzte sich die Demonstration in Bewegung, um über die Mönkebergstraße und dem Gänsemarkt in Richtung St. Pauli zu ziehen. Auf dem Spielbudenplatz fand schließlich die Abschlusskundgebung statt, an der ich nicht mehr teilnehmen konnte, weil ich zu dem Zeitpunkt schon half, Freifunk an anderer Stelle zu promoten.

Ein kostenloses, mobiles Netz

Wie die Artikelüberschrift schon sagt war Freifunk auch auf der Demo vertreten. Ausgestattet mit autarken Routern boten wir unser freies WLAN direkt auf der Demo an! Klar, Wunder sollten nicht erwartet werden, denn wir hatte keine Möglichkeiten für in Uplink ins Internet — es sei denn, wir passierten gerade einen Knoten, mit denen die Demo-Router meshen konnten und die ihrerseits einen Uplink ins Netz lieferten. Aber wer erwartet auch schon auf einer Demo kostenloses Internet?

Um eine möglichst große Reichweite zu erzielen wurde der Router, wie auf dem Bild zu sehen, möglichst hoch montiert. Ein zweiter Router war an einem Rucksack geschnallt und wusselte auf diese Weise durch die Menge. Damit war unsere SSID hamburg.freifunk.net auf jedem WLAN-fähigen Gerät in Funkreichweite als freies Netzwerk sichtbar und wer sich einloggte und den Browser öffnete, dem wurde eine Splashpage ausgeliefert. Diese beinhaltete eine kurze Vorstellung unseres Projektes und Informationen zur Demonstration.

Aber das allein war’s noch nicht gewesen: In diesem schönen Streitwagen transportierten wir Router und an der Lenkstange war ein kleines Körbchen mit unseren Flyern befestigt. Die Flyer fanden reißenden Absatz und ich denke, wir konnten mit der Aktion viele potentiell interessierte Menschen auf uns aufmerksam machen. Für jene, die wir adhoc von uns überzeugen konnten (was in Anbetracht der Lautstärke einer Demonstration nicht sonderlich einfach ist), gab es die Möglichkeit, schon für Freifunk vorbereitete Router zu erwerben. Man mag es kaum glauben, aber einige der Geräte fanden tatsächlich neue Besitzer!

In Höhe der Neuen ABC-Straße trennte ich mich dann von der Demo. Vom Vorfall mit dem FDP-Politiker mal abgesehen war es eine friedliche und lautstarke Demo, die ihre Forderungen in die Öffentlichkeit trug. Einziges Manko aus meiner Sicht: Obwohl das Thema uns alle betrifft gingen nicht einmal 10.000 Menschen in Deutscland auf die Straße. Interessiert es niemanden? War die Mobilisierung zu kurz oder zu leise? Wie schafft man es mehr Menschen für das Thema zu sensibilisieren?

Fragen wie diese müssen die Organisatoren in der Nachbetrachtung sicherlich kritisch angehen, anstatt sich die Teilnehmerzahlen schön zu reden. Der Aufstand in den 80zigern gegen die damalige Volkszählung war auf jeden Fall stärker als der jetzige — obwohl wir von einem fremden Staat lückenlos auspioniert werden!

Jede*r.

Einzelne.

Von.

Uns!

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