Stoned Golem

*-* ... und wir wissen, dass es keine Wunder gibt ... *-*

Von Zwickmühlen, Popos Und Kniffen. Oder: Werbung So Lange Das Datenvolumen Reicht.

Die Kurzform: Google verbannt Werbeblocker-Apps aus dem Play Store, weil sie gegen Vertragsbestimmungen verstoßen. Formal ist das richtig, weil besagte Apps tatsächlich in die Funktionsweise anderer Apps eingreifen und diese verändern. Und zwar in der Form, dass sie das Herunterladen und Anzeigen der Werbung unterbinden. Man könnte sich also fragen: So what? Dann musst du halt die Werbung schauen, damit die Entwickler, die dir kostenlos ein Programm zur Verfügung gestellt haben, auch ein wenig Einnahmen generieren können.

So legitim dies auch klingt: Ich frage mich gerade ernsthaft, ob der wahre Nutznießer dieser Aktion nicht ganz wo anders zu vermuten ist.

Das auch-so freie Internet ist (leider) ein Internet der Werbestrategen. Diese These lässt sich sehr leicht verifizieren, indem man den Ad-Blocker des Browsers vorübergehend  deaktiviert und Spiegel Online oder Heise ansteuert. Ich bin immer wieder bass erstaunt, wie verändert die Website aussehen, wenn ich mal in den Genuss komme, sie ohne aktivierten Ad-Blocker anzusehen. Plötzlich (und zumeist unerwartet) werden ich dann mit der geballten, bunten Werbewelt konfrontiert, die ich ansonsten mit der Konsequenten Vermeidung von ProSieben, RTL und Co. umgehe.

Kurzum: Das Verschwinden von AdBlock Plus auf egal welchem Browser am Desktop-Computer würde mir massiv auf die Eier gehen. Aber mehr auch nicht. Wenn ich nicht die Alternative hätte, Werbung rauszufiltern, würde ich damit auch leben lernen. Irgendwie. Hat ja in meiner Jugend auch geklappt, als ich noch Privatfernsehen geschaut habe. Und aus mir ist trotz Werbung noch etwas geworden!

Anders verhält es mit Werbung auf meinen mobilen Endgeräten, die einen eigenen Zugang zum Internet haben. Dieser Zugang wird zwar immer gerne als Flatrate bezeichnet, aber so wirklich flat ist der nicht. Nur wenige hundert Megabyte können im Monat mit brauchbarer Geschwindigkeit an das Gerät weitergeleitet werden,  danach wird es zu lahm für mindestens 70 Prozent meiner Anwendungsfälle. Mit dem Wegfall der Schutzmaßnahmen gegen die Werbung also wird Traffic signifikant ansteigen, da Werbung per Definition bunt, animiert und überhaupt übergroß ausgeliefert wird. Der Traffic wird also spürbar erhöht für etwas, dass niemand von uns braucht oder haben möchte. Schönen Dank auch.

Werbung findet sich in vielen kostenlosen Apps. Wenn es eine Kaufversion gibt, die gegen einmalige Bezahlung die Werbung abschaltet, dann greife ich in der Regel auch zu dieser, wenn ich das Programm für nützlich erachte. Wirklich ärgerlich sind aber Programme, die keine Kaufversion anbieten und sich rein über Werbung finanzieren wollen. Ich frage mich ernsthaft, ob der wahre Gewinner in diesem Fall nicht eher der Handyprovider ist, da hier sinnlose Datenmengen durch die Telefonleitung geschoben werden, die mich a) nerven, b) dem Entwickler nicht viel einbringen und die c) mein Datenvolumen auffressen. Ist dieses erschöpft bin ich in den Arsch gekniffen und werde wohl den Rest des Monats mit der Drosslung leben müssen. Passiert dies aber mehrmals würden sich nicht wenige Menschen zu fragen beginnen, ob sie nicht doch ein größeres Volumen bräuchten. Und das spült richtig Geld in die Kassen der Provider, die sich jedes MB derzeit stattlich bezahlen lassen.

Dieser Zwickmühle wird man wohl nur durch noch mehr Recherche entgehen können, um brauchbare Alternativen ohne Werbung zu finden. Ich hab ja sonst nichts zu  tun …

P.S.: AdBlock Plus et. al. sind natürlich nicht vom Erdboden verschwunden, nur weil sie nicht mehr direkt über Google Play angeboten werden. Mit dem F-Droid Market, in dem nur freie Software gelistet wird, sind die meisten Ad-Blocker noch vertreten. Es stellt sich halt nur wie so oft die Frage, ob diese Alternative wiederum nur von der “technikaffinen Nutzergruppe” (a.k.a. Nerds) genutzt wird und die Mehrheit diese Option gar nicht bewusst wahrnimmt.

Comments