Stoned Golem

*-* ... und wir wissen, dass es keine Wunder gibt ... *-*

Rezension: Ketten Jack

Zum Geleit

In der heutigen Rezension möchte ich mich ein wenig näher mit der Folge “Ketten Jack” aus der Hörspielreihe “Faith – The Van Helsing Chronicles” beschäftigen. Die Serie erscheint seit 2005 bei der Russel & Brandon Company und war Anfangs noch in Staffeln unterteilt. Die vorliegende Folge erschien als siebter Teil der ersten Staffel. Veröffentlichtungstag war der 23. Februar 2007.

Was bisher geschah

Achtung: Enthält Spoiler!

Als Faiths (Adoptiv-)Eltern ermordet werden, verändert sich das Leben der Teenagerin gewaltig, denn sie wird plötzlich zur Gejagten: Nicht nur, dass sie die letzte lebende Nachfahrin von Abraham von Helsing ist, nein, ihre Mutter war zudem noch ein Engel. Zusammen mit ihren Freunden Melvin “Vin” Masters und Shania Francis sieht sie sich fortan mit dem Übernatürlichen konfrontiert, welches ihr regelmäßig nach dem Leben trachtet.

Nur mit Hilfe von Christopher Lane, einem Freund von Faiths leiblichen Vater, und dem gefallenen Engel Raven schaffen es die drei Jugendlichen, die ersten Tage in der neuerdings feindlichen Welt zu überstehen. Dabei entdecken sie auch ihre eigenen, übersinnlichen Kräfte.

Es zeichnet sich immer mehr ab, dass Faith von einer Person namens Hunter gejagt wird. Laut Christopher Lane gehört er dem Bösen an und die bisherigen Begegnungen deuten auf die Richtigkeit dieser Interpretation hin. Auf seiner Jagd wird Hunter von der Hexe Valeria und der Vampirin Rufina unterstützt.

Cover und Klappentext

“Lindsay Webster verstummte schlagartig. Etwas Warmes, Klebriges klatschte ihr aufs Gesicht… rann ihr über die Wangen und tropfte auf ihre bebenden Lippen. Instinktiv zuckte die Zunge hervor und schmeckte die Flüssigkeit. Ein süßlicher, metallischer Geschmack. Lindsays Herz stolperte und sie fing an zu hyperventilieren. BLUT. Warmes Blut! — Dann krachte etwas Rundes vor ihr zu Boden. Lindsay Webster drehte den Kopf zur Seite. Langsam, sehr langsam. und dann — auf dem moosbewachsenen, feuchten Waldboden liegend — sah sie es! Das blanke Grauen!

Worum geht’s?

Ein Monster, welches in der Literatur als “Ketten Jack” überliefert ist, tötet in regelmäßigen Abständen Menschen. Just in dem Moment als Faith, Shenia, Vin, ein Lehrer und zwei Mitschüler einen Campingausflug unternehmen, scheint “Ketten Jack” wieder aktiv zu werden. Christopher Lane und Nathan Pierce machen sich auf, die Vorfälle zu untersuchen.

Während die Teenager nichtsahnend Marshmallows über dem offenen Feuer rösten, spitzt sich die Situation zu, denn auch Hunter und seine zwei Begleiterinnen haben die Spur von Faith aufgenommen. Und plötzlich verschwindet Faith…

Die Story ist handwerklich gelungen. Die Einführungsszene, die im Wesentlichen die beiden ersten, neuzeitlichen Opfer von Ketten Jack behandelt, ist mit gut über 10 Minuten mehr als übbig ausgefallen. Es liegt vor allem an der schauspielerischen Leistung von Santiago Ziesmer, der den Daniel Webster spricht, dass an dieser Steille keine Langeweile aufkommt. Gleichwohl wird schon in den ersten Minuten ein hohes Tempo aufgenommen, welches im weiteren Verlauf gehalten werden kann. Dieser Vorspann verspricht ein actiongeladenes Abenteuer.

Dies wird es dann auch tatsächlich, wobei vor allem die kunstvoll gesponnene Handlung zum Erhalt der Spannung beiträgt. Diese ist zwar nicht so undurchschaubar, wie es sich die Hörspielmacher vielleicht gewünscht hätten, aber platt ist sie zumindest nicht. Durch geschicktes Taktieren wird immer wieder versucht die Hörer/*innen auf die falsche Fährte zu locken. Ich muss zugeben, es ist zumindest interessant und mutig umgesetzt.

Vor diesem Hintergrund ist es verzeihbar, dass vieles bis ins letzte Detail übererklärt ist, was die Szenen teilweise länger macht, als eigentlich nötig wäre. Andererseits bleiben die Hörer/*innen bei vielen Actionszenen etwas ratlos zurück, da es zwar eine ausladende Geräuschkulisse gibt, aber keine Erklärung, was man da eigentlich hören soll bzw. was momentan geschieht. Hier leidet das Hörspiel ein wenig, denn es reduziert deutlich die Geschwindigkeit, wenn man sich erst zusammenreimen muss, was nun passiert sein könnte. Abhilfe schafft an dieser Stelle aber weiterer Durchlauf, zu dem ich auch ganz klar raten kann.

Die Sprecher

Wie so oft bei R&B sind die Rollen hochkarätig besetzt: Nana Spier als Faith, David Nathan als Raven, der schon erwähnte Santiago Ziesmer, Helmut Krauss, Thomas Nero Wolff, Martin Kessler… Jeder Sprecher und jede Sprecherin liefern einen guten Job ab und sorgen dafür, dass “Ketten Jack” zu einem unterhaltsamen Hörspiel wird.

Unter’m Strich

Unter’m Strich bleibt auch bei Folge 7 eine absolute Hörempfehlung für Fans von Buffy und Co. Je weiter die Serie voran kommt, desto mehr schafft sie es sich vom überlebensgroßen Vorbild Joss Whedons zu lösen und eigene Akzente zu setzen. Wem wundert es dann noch, dass bei genanntem Setting ziemlich viele dieser Akzente einfach over the top sind? Mich zumindest nicht. Es gehört aber auch zur Anlage dieser Serie, dass es mit der physikalischen und logischen Korrektheit nicht immer so genau genommen wird. Muss es ja auch nicht. Denn in der Phantasie funktioniert alles, was wir uns ausdenken können.

Wer sich mit diesem Manko abfinden kann, wird mit tollem Sound, großartigen Sprechern, einer guten Story und vielen, vielen Effekten belohnt, die Lust auf mehr machen. Auch die seit einigen Folgen zunehmenden Hinweise auf Faiths leiblichen Vater, der angeblich noch am Leben sein soll, motivieren die Serie weiter zu verfolgen.

Auch scheint die Einteilung der Serie in Staffeln langsam einen Sinn zu ergeben: Größere Zusammenhänge werden über mehrere Folgen hinweg diskutiert und vorangetrieben, während die einzelnen Folgen auch als “Monster of the Week” konsumiert werden können. Eine Erzählweise, die sich derzeit nicht so häufig im Hörspielsektor finden lässt.

Ich freue mich jedenfalls schon auf Folge 8. Rezension folgt. Versprochen!

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