Die Wahl im Lande der Bauern und Schafe ist zwar vorbei, aber ein Detail der Berichterstattung habe ich dennoch mitzuteilen: Die PIRATEN haben die Inhaltsleere der etablierten Parteien aufgegriffen und sind mit Plagiaten anstatt Wahlkampfprogrammzitaten in den Wettstreit um die Gunst der Wähler*innen eingetreten. Folgerichtig bescheinigten sich diese “Ideenkopierer” selbst, die “zarteste Versuchung seid es Parteien gibt” zu sein.
Dem ironiefreien Niedersachsen war das wohl zu hoch, wie sich leider unschwer an den Wahlergebnissen ablesen lässt. Andererseits hat das Land zwischen Harz und Heide mehr zu bieten als weite Felder, Gülle und Nutztierhaltung: An dieser Stelle sei an Oliver Kalkhofe und Dietmar Wischmeyer erinnert. Wischmeyer hat sogar für das ZDF dieses Bundesland südlich der Elbe liebevoll und treffend porträtiert…
Aber zurück zu den PIRATEN. So wenig ihre Wahlwerbung von vielen nicht verstanden wurde umso mehr wurde sie dagegen von einigen geliebt. Denn nach einem Bericht der taz vom 8. Januar (der mir leider nur als Totbaumvariante vorliegt) waren die Plakate der PIRATEN das beliebteste Diebesgut der Landtagswahl! Zumindest in Braunschweig, Stadt meiner Jugend, wurden ungewöhnlich viele Plakate das Opfer widerrechtlicher Aneignung, wie es im Beamtendeutsch so schön heißt. Ich komme nicht umhin auf die feine Ironie in diesem Zusammenspiel von Kopie und Diebstahl hinzuweisen, die in dieser Nachricht mitschwingt.
Oder war hier vielleicht doch der Schwarm mit seiner ureigenen und eigenbrötlerischen Intelligenz zu Gange, der mit der Aktion auf die mangelnde Eigenleistung der Kampagne hindeuten wollte? Immerhin hat dieser janusköpfige Ankläger schon so illustre Namen wie KT von CDU-Guttenberg, Silvana Koch-FDP und CSU-Stoibertochter Vroini Saß zu Fall gebracht. Ungeachtet von Name, Partei, Position und Titel schaut der Schwarm rein auf den wissenschaftlichen Leumund (und die eidesstattliche Erklärung, die jeder Abschlussarbeit angehängt sein muss), womit die Personen einzig anhand ihrer Leistung gemessen werden, deren Erbringung sie versichert haben. Kann in dieser klinischen Sterilität also letztendlich Gerechtigkeit herrschen?
Über diesen ethischen Diskurs mag ich mir momentan keinen Kopf machen, aber die Worte klangen so schön. Auch kann ich nur schwerlich den Spott und Hohn verbergen, der in der Überlegung mitschwingt, dass an diesem Punkt Politiker mal beim Wort genommen und das Einhalten ihrer Versprechungen überprüft wurde. Daran sind die ja bei Weitem nicht gewöhnt, woher sollten die also auch wissen, dass eine falsche Angabe auch K__onsequenzen haben könnte!
Ich habe ja an anderer Stelle schon einmal berichtet, dass auch unsere CDU-Bundesbildungsministerin Schavan unter Plagiatsverdacht geraten ist. Nun hat just gestern die Alma Mata der Ministerin das Verfahren zur eventuellen Aberkennung des Doktorentitels eröffnet. Über den Schaden, den das Verfahren über das Bildungsministerium bringen wird, lässt sich nur spekulieren. Die Stimmen nach Rücktritt dürften aber zunehmen, unabhängig von dem Ergebnis der Universität, welches wohl nicht allzu schnell erwartet werden darf. Es bleibt also spannend.