Stoned Golem

*-* ... und wir wissen, dass es keine Wunder gibt ... *-*

Bookcrossing. or: How I Started to Spread the Words!

Wer mich kennt, weiß, dass ich mich nur schwer von etwas trenne und Altlasten gelegentlich länger mit mir rumschleppe als eigentlich gut für mich ist. Umzüge, großere Umräumaktionen sowie platzraubende Neuanschaffungen waren bisher immer ein guter Anlass, Platz in der Wohnung zu schaffen. Eine Gebauchsgegenstandsart konnte sich bisher erfolgreich gegen diese Art der Entsorgung zur Wehr setzten und konsumierte immer größere Flächen meine Wohnung: Bücher!

Genauer gesagt: Todbaumbücher, von denen ich mehr als genug habe und gegen die ich mich schon mit der Anschaffung eines eReaders zu verteidigen suchte, der mich bisher vor Raumeinbußen im doppelten Umfang der ersten vier Bände von A Song of Ice and Fire bewahrte — Tendenz kontinuierlich steigend! Jede zweite Buchneuanschaffung geht derzeit auf das Konto des eReaders, sofern für das Buch eine DRM-freie Version bei Beam eBooks vorhanden ist. Sollte dies nicht der Fall sein greife ich noch immer zur gedruckten Variante, weil ich mit diesen von einem wesentlichen Recht Gebrauch machen kann: Dem Tausch!

Vielleicht liegt es an meiner Ausbildung, die mir einen Bachelor in Neuerer Geschichte bescherte, dass ich ein Problem mit der Entsorgung von Büchern habe. Oder es liegt möglicherweise an der stillen Einsicht, dass die gedruckten Worte noch gebraucht werden könnten. Ich weiß es nicht. Jedenfalls schmeiße ich keine Bücher weg und spende sie auch nicht an Organisationen, von denen ich weiß, dass die Mehrheit der Spenden es nicht in die Wiederverwertung sondern lediglich in die Mülltonne schafft. Auch ist die Tatsache, nach der Abgabe kein Lebenszeichen vom Buch mehr zu erhalten, gleichbedeutend mit einer endgültigen Trennung eines Gefährten, mit dem man zumindest einen Teil des Lebensweges zusammen beschritten hat. Klingt pathetisch, ist es auch. Aber Bücher sind nunmal ein wichtiger Teil meiner Sozialisation und deswegen möchte ich sie auch mit entsprechenden Respekt behandelt sehen, auch wenn es die blödsten, trivialsten und eskapistischsten Romane der Welt sein mögen.

Irgendwo tief in mir glaubte ich immer mein Lebens eines Tages unter einen eingestürzten Bücherstapel zu beschließen. Das lesende Äquivalent zur verrückten Katzendame: Ein Mann im Schatten seiner Bücherberge. Nun, dieses Schicksal bliebt mir Gottlob erspart, da ich endlich einen Weg gefunden habe, mich von meinen Büchern zu trennen: Bookcrossing!

Die Idee ist simple wie genial: Auf der Website des Projektes werden die Bücher registriert und bekommen eine individuelle Nummer zugewiesen, eine sogenannte BCID, die möglichst im Buch vermerkt werden sollte. Die schnöde Nummer kann noch durch einen netten Text ergänzt werden, damit auch uneingeweihte Wissen, was die Zahlenfolge zu bedeuten hat. Im Anschluss kann das Buch freigelassen werden: Entweder in freier Wildbahn, weil man es beispielsweise im Bus “liegen lässt”, oder an speziellen Orten, die ein Regal zum anonymisierten Tausch bereitstellen. Diese Regale werde als Open BookCrossing Zones (OBCZ) bezeichnet und ich arbeite gerade nach Kräften daran, eine derartige OBCZ im AStA der TU Braunschweig zu installieren, bevor ich den Ort meiner Ausbildung endgültig verlasse.

Wie ihr euch sicherlich denken könnt hat die BCID eine über die Identifikation hinausgehende Bedeutung, denn unter dieser Nummer ist das Tagebuch__ des Büches erreichbar. Finder können hier eine Nachricht hinterlassen und der Weg des Buches lässt sich ein wenig verfolgen, wenn fleißig Einträge geschrieben werden. Journaleinträge können dabei anonym aufgegeben werden, was die Hürden zur Teilnahme senken sollte. Damit ist das Buch nicht einfach “weg”, sondern es sendet mit etwas Glück gelegentliche Lebenszeichen. Wer weiß, vielleicht sieht ja mal eines meiner ehemaligen Bücher mehr von dieser Welt als ich reisefauler Flachlanddeutscher… man weiß es nicht genau…

Mein Nick bei Bookcrossing.com ist, wie sollte es anders sein, stonedgolem. Aber auch hier werde ich in nächster Zeit hin und wieder drauf hinweisen, welche Bücher ich wo ausgesetzt habe. Vielleicht “liest” man sich auf diese Weise mal auf eine andere Art. Die ersten Bücher habe ich auch schon in freier Wildbahn ausgesetzt. Sofern sie noch nicht entwendet wurden befinden sich folgende Bücher in der OBCZ des Dialogs in Braunschweig. Folgende Titel habe ich freigelassen:

  • Wolfgang Hohlbein: Neues vom Hexer von Salem (3 Bände im Hardcover; lizenzierte Sonderausgabe)

  • Wolfgang und Heike Hohlbein: Spiegelzeit (Taschenbuch, Heyne)

  • L.J. Smith: Das Erwachen (Taschenbuch, Cora-Verlag)

  • Stephen King: Carrie (Taschenbuch, Heyne)

Sofern ich es schaffe die Bücher, die im Moment in Hamburg neben mir liegen, zu registrieren werden demnächst mehr Titel folgen, die ich in er Hansestadt verteilen werde. Happy Reading!

Comments