Wir leben in einer Welt, in der uns Politiker weiß machen wollen, wir könnten unser Atomproblem in den Griff bekommen und wir würden schon ein Endlager finden. Man muss sich das nur mal vorstellen: Da wird ein Ort gesucht, für den wir über mehrere Tausend Jahre garantieren können, dass sich dort kein Unfall ereignet! Wir reden hier über eine schier unvorstellbare Zeitspanne. Nimmt man nur die 2000 Jahre Christentum als Vergleichsbasis an und überlegt man, was insbesondere im Mittelalter (teils bewusst) vergessen wurde, dann läuft es zumindest mir ob der Arroganz der unserer Politiker, diese Zeiträume im Griff haben zu wollen, kalt den Rücken runter.
Im Zuge dieses Egoismus nehmen wir die nachfolgenden Generation bis ins was-weiß-ich-wievielte Glied in Sippenhaft, da auch sie noch die Zeche für unseren Energiehunger zahlen dürfen. Aber, wir sind nicht nur Papst, sondern auch Supermann: Wir schaffen das schon.
Dabei schaffen wir es nicht mal kurzfristigere Zeiträume wirklich zu überbrücken. Wie oft haben wir schon gehört, dass etwas ungefährlich und unbedenklich wäre, was sich dann aber doch als schädlich herausgestellt hat? Ich könnte an dieser Stelle zynisch werden und darauf verweisen, dass in Zeiten des schnellen Profites, welcher als einziger Wert diese Gesellschaft antreibt, das individuelle Leben zur Bedeutungslosigkeit verkommt, solange noch zahlende Zombies vorhanden sind, die genug Profit abwerfen. Ob einer mehr oder weniger — was macht’s bei der anvisierten Summe?
Vor gut einem Jahr stellte Greenpeace also heraus, dass Kassenbons giftig seien, weil die Weichmacher Bisphenol A (BPA) und Bisphenol S (BPS) für ihre Erstellung verwendet werden. Bei derartigen Verunreinigungen ist Öffentlichkeit immer ein gutes Mittel Druck auf die Firmen auszuüben, damit der (billige) schädliche Stoff durch einen (teureren) weniger schädlichen Stoff ersetzt wird. Gleichzeitig wird aber auch offenbar, wie hilflos und abhängig wir von den Großhandelsketten geworden sind, die teilweise zu glauben scheinen, sie könnten alles mit uns machen, weil es die Mehrheit der Menschen eh nicht interessiert. Wie Recht sie damit haben zeigen sicherlich die Beispiele Edeka und Kaiser’s, die ungeachtet der Kritik weiterhin BPA und BPS einsetzten, wie Greenpeace berichtet. Ich glaube nicht, dass sie größere Umsatzverluste zu erwarten haben, die sie zum Überdenken ihrer Strategie anregen könnten, auch wenn es gelinde gesagt eine Schweinerei ist, sich gegenüber den Mitbewerber einen Marktvorteil durch den Einsatz billigerer, aber giftiger Stoffe zu erschleichen und dabei mit der Gesundheit der Kunden zu spielen.
Abseits dieser Marktunlogik zeigt das Beispiel aber deutlich, wie sehr wir uns von den Dingen, mit denen wir täglich zu tun haben, entfremdet haben. Niemand kann mehr sagen, was “da eigentlich drin ist”; die wenigstens Menschen auf diesen Planeten werden alle Inhaltstoffangaben der durchschnittlichen Maggie-Suppe verstehen, bewerten und einschätzen können. Die Liste der Stoffe, die in Verdacht zu irgendwas stehen, ist verdammt lang; von kaum einen Stoff wissen wir genau, was er macht. Vieles erscheint wie Raten und Hellsehen — aber wir haben mit diesen Stoffen jeden Tag auf’s neue zu tun, obwohl wir ihre Risiken allerhöchstens ab_schätzen_ können, was eine nette Umschreibung für “nicht wissen” ist. Wie soll das also erst mit dem Atommüll werden?!