Ich diskutiere mal wieder fleißig mit bei diesem Post des Schockwellenreiters Jörg Kantel. Und weil mich die Sache so mordsmäßig aufregt, gebe ich auch hier mal meinen Senf dazu.
Der Sachstand:
Im letzten Jahr ging das Anton-Schmaus-Haus der Falken in Berlin-Britz gleich zweimal in Flammen auf. Die Anschläge scheinen wohl durch Neonazis begangen wurden zu sein, worauf nicht nur das Anschlagsdatum 9. November hindeutet. So ist das halt mit den rechten Volldeppen: Gehen ihnen ihre nicht vorhandenen “Argumente” aus, holen sie die Keulen raus und dreschen auf alles ein, was ihnen “fremd” vorkommt. Da ihr Weltbild aber nur von der Wand zur Tapete reicht, hauen sie halt blind um sich und setzen dabei auch gerne mal Menschenleben auf’s Spiel. Bisher also nichts wirklich neues, außer dass ein Brandanschlag eher einen versuchten Totschlag als eine politische Meinungsbekundung darstellt. Was der Sache zusätzliche Brisanz stiftet ist die Reaktion der Generali, bei der die Falken versichert waren. Ja, waren, denn die Versicherung hat den Falken gekündigt, weil ein “unkalkulierbares Risiko weiterer ähnlicher Schäden” bestehe. Mit anderen Worten: Den nächsten Schaden durch Brandstiftung darf die Jugendorganisation künftig selber tragen.
Und jetzt meine 2 Pfund Senf dazu:
Ich kann mich noch an Zeiten erinnern als ein “Aufstand der Anständigen” als Reaktion auf rechte Gewaltverbrechen gefordert wurde. Dies war eine politische Forderung, was nichts anderes bedeutet, als dass viele schöne Worte gesprochen wurden und ein wenig Geld in sinnlose, aber der Wiederwahl dienliche Initiativen geflossen ist.
Die Falken dagegen haben eine lange, antifaschistische Tradition. Die Aufklärung, die sie betreiben, “nötigt” rechte Gehirnamputierte regelrecht zur Meinungsäußerung, die nicht selten einfach mit stumpfer Gewalt artikuliert wird. Das Ziel dieser Taktik ist klar: Der politische Gegner soll durch Einschüchterung mundtot gemacht werden, damit die blöden Nazis weiterhin einen auf “nette Jungs von nebenan” machen können. Ich nenne es schlicht Terror.
Und diesem Terror stellen sich die Falken entgegen. Betreiben Aufklärung. Bieten Angebote für Jugendliche an. Sie setzten sich für andere ein und geben jene eine Stimme, deren Mut im Angesicht der Gewalt schwand. Und dabei setzen sie sich selbst einen nicht gerade geringen Risiko aus, denn ein Brandanschlag kann durchaus tödliche Folgen haben. In diesem Fall ist gottseidank niemand zu Schaden gekommen, vom ersetzbaren Material abgesehen.
Tja, und auf dem Sachschaden, den die Reichstrottel da angerichtet haben, sollen die Falken nun auch noch sitzen bleiben, weil die Versicherung ihren Versicherten kündigt. Da es sich im vorliegenden Fall eindeutig um mutwillige Sachbeschädigung handelt, legt die Versicherung erstmal das Geld aus, bis die Täter ermittelt wurden. Sind diese aber erstmal bekannt, können sie für den von ihnen verursachten Schaden zur Rechenschaft gezogen werden — mit anderen Worten: Die Versicherung fordert von ihnen das ausgelegte Geld zurück.
Die Generali scheint nun aber kein besonderes Vertrauen in die Aufklärungsarbeit unseres Staates zu haben. Zumindest nicht, was rechtsextrem motivierte Straftaten angeht. Unter uns: Im Anbetracht der NSU-Morde und die Ignoranz von Seiten der Behörden kann ich diese Haltung sogar ein wenig verstehen. Aber anstatt von der Staatsgewalt lückenlose Aufklärung zu fordern, was IMHO die logische Konsequenz auf eine auf dem rechten Auge blinde Polizei wäre, entlässt sie ihre Versicherten, die bisher brav ihre Beiträge gezahlt haben. Dies mag zwar legal sein, weil jede Versicherungen Klauseln in ihren Vertragen hat, die sie zur Kündigung berechtigen, falls sie tatsächlich mal Geld zahlen anstatt erhalten müssen; aber andererseits verpflichtet Eigentum laut Grundgesetz auch. Und darüber hinaus dürfte die Generali auch ihre Versicherten behalten, obwohl sie eine Wir-müssen-zahlen-und-deshalb-werfen-wir-euch-raus-Klausel in ihren Verträgen hat. Es wäre ein politisches Statement, wenn sie sich im Kampf gegen Rechts engagieren und den Falken zur Seite stehen würden. Aber mit dieser Art Engagement scheint diese Versicherung zumindest nichts am Hut zu haben.
Das Signal, welches die Versicherung damit sendet, könnte nicht eindeutiger sein: “Hört auf, euch zu engagieren, denn die Gefahren sind nicht bezahlbar!” Hallo, geht’s noch? Nicht die Falken sind hier das Problem, sondern die Volldeppen in kotzbrauner Gesinnung! Sich derart von aufgeklärten Jugendorganisationen zu distanzieren, wie die Generali es in diesem Fall tut, öffnet braunen Rattenfängern doch Tür und Tor, weil es beweist, dass ihre Einschüchterungstaktiken wieder funktionieren. Vor islamischen Terroristen würden wir niemals kuschen, dass wüssten schon unser CSU-Innenpudel und die BILD zu verhindern. Aber beim hausgemachten Terror geben wird nach, lassen es durchgehen und geben den Kleinkindern auch noch den Lollie als Belohnung? Verlassen mich gerade alle Geschichtskenntnisse und sind wir das in den 70zigern bei der RAF ähnlich angegangen? Ich glaube kaum.
Das gesellschaftliche Signal, welches die Generali hier sendet, könnte falscher nicht sein und gehört öffentlich angeprangert. Was ich hiermit getan habe.