Zero Player Games (ZPGs) benötigen, wie der Name schon andeutet, zum Spielablauf keinen Spieler, allerdings einen User, der sie erstmalig startet, weswegen sie auch unter ihrer Funktionsbezeichnung “fire and forget” bekannt sind. Okay, sie benötigen zusätzlich mindestens eine Person, die das Spiel programmiert hat, aber wir wollen jetzt mal nicht kleinlich sein und nehmen einfach an, dass diese Arbeit schon getan wurde. Auf Grund der (nennen wir es mal) minimalisitischen Spielanforderung unterscheiden sich diese Spiele deutlich von Games wie beispielsweise Shakes & Fidget, welches ich auf Server 14 bekanntermaßen zu spielen fröne.
Mein erster Kontakt mit ZPGs liegt schon einige Jahre zurück. Neben Conway’s Game of Life dürfte Progress Quest (PQ) einer der Klassiker des Genres sein. Ziel des Spiels ist es, sich einen Charakter erstellen und auf “Los” zu klicken. Was dann folgt ist eine unendliche Parade wechselner “Fortschrittsbalken”: Einer für die Erfahrung, einer für die Quest, einer für den erzählerischen Spielfortschritt und so weiter, und so fort. Der frisch erstellte Charakter zieht los, erschlägt selbstständig Monster, verhöckert den Loot und macht überhaupt alles allein. Dem Spieler bleibt nicht anderes übrig, als dem Verlauf der Geschichte machtlos zu folgen. Und sich an den bescheuerten Items und Quest zu erfreuen.
So werkelt PQ gerade auf meinem Android. Nachdem ich mich am Wochenende wieso auch immer wieder an das Spiel erinnert habe, installierte ich es und lass es seitdem laufen. Mein “Robot Monk” mit Namen Cypohn ist ein “enchanted Motorcycle”, welches sich aktuell auf Stufe 13 befindet. “Painkiller”-like (so stell ich mir das zumindest vor, denn Vorstellungskraft ist wesentlich bei den ZPGs) schnetzelt sich mein kleiner Held derzeit durch den dritten Act Richtung Ruhm und Ehre.
Ihr fragt euch sicher: Why?! Ganz einfach. Es ist eine Parodie. Auf Diablo. Auf World of Warcraft. Auf wertebasierte Rollenspiele allgemein. Kommt euch das bekannt vor: Nächte, die am Rechner durchgezockt werden? “Nur noch ein Level, dann mach ich wirklich Schluss”? “Das letzte Teil der unglaublich geilen Rüstung der übertriebenden Angeberei werde ich bei diesem Durchspielen finden”? PQ befreit diese Rollenspielen, die echte Lebenszeitvernichter sein können, vom lästigen Spielen. Das nächste Level wird erreicht. Auch wenn nebenbei an der Masterarbeit geschrieben wird. Oder beim Schlafen. Kochen. Scheißen. Whatever.
PQ zu spielen ist also mehr ein Statement als eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Es geht um Dinge, die Nerds gerne machen: Zitate lesen, entschlüsseln und sich darüber erfreuen. Das nächste Level jagen. Weiterspielen, auch wenn andere über das Hobby lachen. Wer es nicht mag, der lässt es einfach bleiben…
Progress Quest ist sein Alter durchaus anzumerken: Die erste Version entstand um die Jahrtausendwende. Damals waren RPGs (Role Playing Games) noch etwas für Eingeweihte. Sie waren anspruchsvoll und durchaus langwierig. Es konnten schon mal mehere Stunden oder Tage vergehen, bis ein neuer Level erreicht wurde. Das Belohnungssystem des Gehirns wurde nicht im Minutentakt angesprochen (wie bspw. bei Diablo) und die Geschichte und das Erlebnis selbiger standen im Mittelpunkt. Dieser Tradition is PQ verpflichtet. Es dauert, bis neue Stufen erreicht werden. Obwohl ich seit mehreren Tagen PQ auf Android spiele, bin ich erst Stufe 13. Zum Vergleich: Das Spiel, das gleich vorgestellt wird, “spiele” ich seit heute morgen und habe dort schon Stufe 5 erreicht. Stufe 13 wird wohl morgen fällig werden.
Diese Spiel mit höherem Belonungsrhythmus heißt Godville. Im Gegensatz zu PQ ist es ein Online-Game und genaugenommen kein klassisches Zero-Player-Game, auch wenn sich ein reiner ZPG-Mode aktivieren lässt.
Bei Godville ist mensch, wie der Name schon sagt, Gott. Ein angehender Held ist dein einziger Anhänger und zieht los um in deinen Namen Ruhm und Ehre zu erlangen. Als Gott steht es dir natürlich frei, ein wenig in die Entwicklung deines Helden einzugreifen, indem du diesen belohnst oder bestrafst. Darüber hinaus gibt es eine Funktion via göttliches Wort mit dem Helden zu interagieren — ob dieser sich aber daran hält, bleibt durchaus fraglich.
Den Fortschritt des Kämpfers gibt es nicht nur in Form von Fortschrittsbalken, sondern auch in einem Twitter-ähnlichen Logbuch, in dem die Ereignisse festgehalten werden. Die Einträge sind, ähnlich wie bei PQ, durchaus humoristisch. Hier ein paar Beispielen:
Disarmed the Thing From Under the Bed. I wonder what should I do with this arm?
My wounds are healing, the holes in my outfit are disappearing, and even my pathetic life is starting to look better. My Lord, I think I shall do something great and stupid in your honor!
Spent some time debugging Godville by crushing insects with my boot.
Da ZPGs nicht zwangsweise einen Spieler brauchen, habe ich meinen Stoned Golem als Charakter in Godville erschaffen und ihn losgeschickt. Seinen Fortschritt werde ich als Widget in der Seitenleiste einbinden, damit wir immer verfolgen können, wie gut er sich in der gefährlichen Fantasy-Welt schlägt. Ich denke, dieses nette Feature wird diesen Blog ein wenig bereichern.