Wie wäre es mit der Gemeinsamkeit, dass sie in der Überschrift zu diesem Blogeintrag stehen? Das reicht euch nicht? Tja, dann muss ich wohl leider ausholen.
Punkt 1: Der Panda
Schon vor einiger Zeit flatterte bei mir der erste Bericht über das “Schwarzbuch WWF. Dunkle Geschäfte im Zeichen des Pandas” herein. Geschrieben wurde das Buch von Adolf-Grimme-Preisträger Wilfried Huismann, einem anerkannten Journalisten also; erscheinen ist es beim Gütersloher Verlagshaus, welches zu Bertelsmann gehört. Nach berichten der Frankfurter Rundschau versteht sich das Buch als eine Erweiterung zu einem kritischen Dokumentarfilm, der unlängst im WDR und im SWR lief.
Schon gegen den Dokumentarfilm ist der World Wildlife Fond for Nature, kurz WWF, vorgangenen; anfangs erfolglos, doch im April konnte eine Einstweilige Verfügung erwirkt werden. Der WWF begründet die rechtlichen Schritte damit, dass unwahre, rufschädigende Behauptungen sowohl im Film als auch im Buch verbreitet werden würden. Laut Berichten der Süddeutschen Zeitung wurden auch Buchhändler angeschrieben, um diese auf mögliche, rechtliche Konsequenzen hinzuweisen, falls über sie das Buch erhältlich sein sollte — aus rein informativen Zwecken natürlich, nicht um sie zu bedrohen. Dies hatte zur Folge, dass das Buch im Endeffekt nur noch über den Verlag direkt erhältlich war. Dies ist also die Ausgangssituation und erklärt zumindest den Panda im Titel.
Punkt 2: Die Zensur
Es ist das gute Recht des WWF oder jeder anderen Person, ob juristisch oder natürlich, sich gegen falsche Behauptungen und übele Nachrede zur Wehr zu setzen. Insofern kann mensch dem WWF also keinen Vorwurf machen. Allerdings gibt es zwei Punkte, an denen sich streiten ließe, ob dies noch Gegenwehr oder schon Zensur ist.
Der erste Punkt betrifft die Verhältnismäßigkeit: Laut Süddeutscher haben die Anwälte von Bertelsmann noch nie eine derart starke Gegenwehr wie im Falle des WWFs erlebt. Sogar Scientology — bei weitem keine Gurkentruppe von Traurigkeit, wenn sie eine Möglichkeit sehen einen Gegner anzugehen — hätte auf kritische Bücher weit weniger drastisch reagiert!
Die Verhältnismäßigkeit umfasst auch die Frage, inwiefern die “Information” der Buchhändler gerechtfertigt war. Es liegt zwar eine Einstweilige Verfügung vor, aber die bietet nur vorläufigen Rechtsschutz; wird sie wie in diesem Fall missachtet, kommt die Angelegenheit zur Verhandlung. Ein Urteil wird erst Freitag erwartet — und bis dahin ist es legitim und rechtens, das Buch zu verkaufen, denn noch immer gilt in diesem Land die Unschuldsvermutung! Das Anschreiben an die Händler als bloße “Information” darzustellen, ist schon eine für sich genommen eine gewaltige Dreistigkeit, aber dennoch eine, die ihr Ziel erreichte: Die Zensur.
Und hier kann mensch dem WWF wirklich einen Vorwurf machen. Durch die von Microsoft perfektionierte FUD-Taktik ist das Buch praktisch bei den großen Ketten und Internetbuchhändlern nicht mehr erhältlich. Besonders bemerkenswert tut sich dabei Amazon hervor: Das Versandhaus, das kein Problem mit fragwürdigen Büchern des politisch rechten Spektrums hatte, so lange diese nicht indiziert sind, schreibt laut Süddeutsche folgendes zum Buch:
“Dieser Artikel ist in Deutschland indiziert bzw. beschlagnahmt. Wir bieten generell keine indizierten bzw. beschlagnahmten Titel auf Amazon.de an.” [Zitiert nach der Süddeutschen Zeitung. Siehe Link.]
Leider hat Amazon die Seite inzwischen ganz vom Netz genommen, sonst hätte ich einen Screenshot angefügt. Aber: Wenn das mal kein vorauseilender Gehorsam ist! Von wegen indiziert: Das eBuch ist, zumindest noch, legal erhältlich, unter anderem beim Verlag direkt oder im neuen eBook-Store von Google.
Dennoch: Diese Art des Vorgehens ist eindeutig Zensur. Mit Hilfe einer Machtstellung wird die Verbreitung einer Kritik verhindert. Der WWF zensiert. Anders kann ich es nicht mehr ausdrücken. Denn ansonsten hätten sie nicht die Händler unter Druck setzen müssen und die Gerichtsverhandlung abwarten können — weil erst dann entscheidet sich, ob die Kritik am WWF berechtigt oder vielmehr an den Haaren herbeigezogen ist. Diese Entscheidung sollen aber bitte Unparteiische treffen. Danke.
Punkt 3: Der Streisand-Effekt
Der Streisand-Effekt, benannt nach der gleichnamigen Barbara, gehört zu meinen Lieblingseffekten im gesellschaftlichen Gefüge. Er lässt sich wie folgt zusammenfassen: Wenn du (als mehr oder minder prominente Persönlichkeit) versuchst, etwas zu verbieten, erzeugst du damit eine Öffentlichkeit, die das Verbot lautstark kritisiert und damit das, was du verbieten wolltest, noch bekannter macht.
Mal ehrlich, ohne den medialen Streit hätte ich wohl kaum etwas davon mitbekommen. Schwarzbücher erscheinen dieser Tage an allen Ecken und so ziemlich alles wurde schon kritisch durchleuchtet. Vielleicht hätte ich eine Rezension in einer der unzähligen Tageszeitungen gelesen — aber mich ansonsten nicht weiter damit beschäftigt. Erst die heftige Reaktion des WWF macht mich auf den Inhalt neugierig. Und wie es scheint, geht das nicht nur mir so.
Laut Süddeutscher ist die erste Auflage, die 10000 Exemplare umfasste, inzwischen ausverkauft. Die Vorbestellungen für kommende Auflagen soll auch schon mehrere Tausende umfassen. Wie oben schon beschrieben ist derzeit nur das eBook erhältlich, welches 4 Euro billiger ist als die Druckvariante. Vereinzelt findet man das Buch sicherlich auch noch im gut sortierten Buchhandel, der nicht zu den großen Ketten gehört und unter dem Radar des WWF die Bücher verticken kann.
So, damit sind alle drei Punkte geklärt und ich geh mal schauen, ob der WWF schon gegen die Doku auf youtube vorgegangen oder ob diese noch verfügbar ist.