Stoned Golem

*-* ... und wir wissen, dass es keine Wunder gibt ... *-*

Whedons Ausflug Ins Marvel-Universum

“Iron Man” Tony Stark verschönert die Skyline von New York mit einem gigantischen, stählernen Penisersatz, der seinen Namen trägt; die “schwarze Witwe” Natasha Romanoff verhandelt nicht nur mit russischen Diktatoren sondern auch mit widerspenstigen Nicht-Vielleicht-Oder-Doch-Teammitgliedern; Hawkeye braucht eine neurale Kalibrierung, um wieder ordentlich sehen zu können; Captain America findet “Stars and Stripes” ein wenig altmodisch; der Halbgott “Thor” verpasst die erste Hälfte des Films; Hulk haut gewaltig auf einen Gott  drauf und Nick Fury verarscht sie alle – Joss Whedon lässt die Avengers los und legt dabei Manhatten in Schutt und Asche.

Wie zu erwarten war schlagen die Rettertruppe voll durch: Whedon ist erneut ein höchst unterhaltsamer Actionfilm gelungen, der um Länger besser ist als die eher enttäuschenden “Thor” und “Captain America” Verfilmungen. Diese beiden Filme taugen wirklich nur als Vorgeschichte für Avengers, der in 3D so richtig fahrt gewinnt, ohne Langeweile aufkommen zu lassen.

Die übertriebene Theatralik und Komik Whedons retten The Avengers davor ein kunterbunter, kindlich-infantiler Weltenretterfilm im Stile eines Batman Forever o.ä. zu werden. Wie beispielsweise bei Dr. Horrible lässt The Avengers Raum für herzhafte Lacher als auch für Trauer — denn auch wenn der “two-legged Spoiler” Sean Bean nicht mitspielt, so stirbt hier dennoch eine Person, der man dies nicht gewünscht hätte. Diese Todesszene reizt zwar nicht unbedingt die Tränendrüse (das ist ja hier schließlich auch nicht Titanic), aber traurig ist es dennoch.

Die Gratwanderung zwischen “Mega-Bada-Boom”, megalomanischer Heldeninszenierung und einem Emmerischen Zerstörungsdrang wird durch viel Liebe zum Detail und einer Extraportion Selbstironie zusammengehalten: Zu keinem Zeitpunkt könnte der Zuschauer auf die Idee kommen, das irgendwer das, was auf der Leinwand gezeigt wird, für bare Münze oder gar Realität nehmen könnte. The Avengers ist nicht mehr und nicht weniger als eine sehr sehenswerte Comicverfilmung — wenn auch eine rein unterhaltende und ohne großen Anspruch. Aber wer erwartet schon ernsthafte, philosophische Ergüsse aus dem Hause Marvel? Siehste.

Besonders bemerkenswert fand ich Mark Ruffalo als Bruce Banner. Da ich bekennender Edward-Norton-in-der-Rolle-des-Hulk-Fan bin — ich stand schon immer auf die schmächtige Nerd-Version von Banner, auch in den Comics — war ich nach den Trailern eher skeptisch ob ich die “kräftigere” Bannerversion würde akzeptieren können. Nach dem Film muss ich aber sagen: Doch, der Junge passt. Und endlich hat das CGI-Team es auch mal geschafft, die Gesichtszüge des Schauspielers auf das “Monster” zu übertragen. Wurde auch mal Zeit.

Netter Nebeneffekt: Es ist schon verdammt lange her, dass ich in einer so vollen Kinovorstellung wie der gestrigen war. Mindestens ¾ der Plätze waren besetzt — Nachmittags um 15 Uhr. Womit mal wieder bewiesen wäre, dass Qualität die Menschen ins Kino bringt und nicht liebloser Müll.

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